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Freitag, 24. Juli 2009

"Jetzt bin wieder ich and der Reihe"

Wie berichtet, wurde der Autor Josef Seitlinger am Mittwoch Abend Opfer einer Gewalttat. Seitdem befindet er sich im Krankenhaus Zell am See. Die Bezirkszeitung hat ihn besucht und mit ihm gesprochen.

BZ: Herr Seitlinger, wie geht es Ihnen?
Seitlinger: Ausgezeichnet, danke!

BZ: Tatsächlich? Wie steht es um ihre Verletzungen?
Seitlinger: Ach das... Ja, es tut schon noch weh, aber mehr im Herzen als im Gesicht. Obwohl das ja vorauszusehen war. Als Rationalist darf mir ja eigentlich gar nix weh tun und wenn doch, dann darf es mir ja nicht aufs Gemüt schlagen.

BZ: Kannten Sie die beiden Täter?
Seitlinger: Nein, die waren mir völlig unbekannt. Aber ich war ihnen anscheinend schon bekannt (lacht).

BZ: Wie kam es zu der Auseinandersetzung?
Seitlinger: Einer der beiden hat mich auf einmal am Arm gepackt und mich schreiend gefragt, ob ich der Seitlinger sei. Ich bejahte die Frage, obwohl ich wusste, dass es sich hier um keinen Fan gehandelt hat. Schnell sah ich mich von ihm und seinen Freund gegen die Bar gedrängt. Sie redeten laut aber unverständlich auf mich ein. Ich hab nur wenig verstanden, wusste aber, dass die beiden mir nicht freundlich gesinnt waren.

BZ: Haben Sie sich gewehrt?
Seitlinger: Kaum, ich habe ja nur immer gefragt "Wie bitte?" und "Was meint ihr?". Das hat die beiden anscheinend noch mehr erbost und sie fingen an, mich als "Depperten" und als Arschloch zu beschimpfen. Das bekam meinem Gemüt natürlich nicht besonders. Ich bin ja bekannt dafür, das Gemüt des sprichwörtlichen Metzgerhundes zu haben, aber da wurde ich doch langsam böse.

BZ: Was haben sie zu den Jugendlichen gesagt?
Seitlinger: Ich habe ihnen gesagt, dass es sich nicht gehört, Leute so zu beschimpfen. Langsam begriff ich ja , dass es sich um mein Buch bzw. um meine Äußerungen in einem bekannten Regionalmagazin handeln dürfte, was die beiden so aufgeregt hat. Sie ließen mich aber naturgemäß nicht zu Wort kommen, wie ja zu erwarten war. Bevor ich meinen Argumenten Raum verschaffen konnte, landete dann auch schon das Schnapsglas im Gesicht.

BZ: Wie denken Sie über diesen Zwischenfall?
Seitlinger: Nun, das Schnapsglas als Waffe, als Schleudergegenstand quasi, ist ja ein Fanal für die Wut der Unverständigen auf den, der auf Missstände aufmerksam macht. Gerade bei einem solchen Fest bekommt das natürlich eine fast mythologische Komponente. Ich sehe das Ganze doch etwas existenzieller. Da war viel Verzweiflung mit im Spiel; und naturgemäß auch Alkohol. Ich bin den beiden aber nicht böse. Sie können ja nix dafür, sind nur Bauern in einem Spiel, dessen Regeln von der Gesellschaft intuitiv befolgt werden, die sie aber nicht zu explizieren im Stande sind.

BZ: Welches Spiel meinen sie da?
Seitlinger: Ich sehe diesen Heimat-Diskurs, den angestoßen zu haben ich mir auf meine Fahrnen schreiben kann, als eine Art Schachspiel. Ich bin die eine Partie, sagen wir weiß, und die andere Partie sind die Bewohner der sogenannten Heimat. Da steht keine einzelne Person dahinter, sondern vielmehr ein Geist im hegelianischen Sinn, der aber irgendwo auf Abwege gekommen sein muss. Ich kenne die Regeln des Spiels und ich kenne meine Taktik. Die andere Partie kennt die Regeln nicht. Sie spielt das Spiel zwar regelkonform, aber intuitiv. Das bedeutet, sie hat weder Plan noch Kenntnis des Spiels. Das macht es für mich natürlich schwer, das Spiel zu lesen. Aber über kurz oder lang werde ich gewinnen.

BZ: Was meinen Sie damit?
Seitlinger: Vielleicht nicht in zehn, vielleicht nicht in 20, aber vielleicht in 100 Jahren werden die Leute einsehen, dass ich doch Recht gehabt habe und dass mir daher durch sie Unrecht geschehen ist. Freilich wird man mich bis dahin schon vergessen haben.

BZ: Sie sehen sich also als Opfer im doppelten Sinn?
Seitlinger: So ist es. Aber ich mach das gerne, ja ich kann gar nicht anders. Ich werde es diesem Bergvolk schon noch einimpfen, was es heißt, irgendwo daheim zu sein.

BZ: Das heißt, sie gehen in die Offensive? Befürchten sie nicht weitere Angriffe?
Seitlinger: Um noch einmal auf die Schachspielmetapher zurückzukommen: Das ist ja, wie wenn sie fragen würden, ob ich nach einem Zug einen Gegenzug befürchten würde. Das Spiel funktioniert so. Jetzt bin wieder ich an der Reihe.

BZ: Was haben sie geplant?
Seitlinger: Das verrate ich natürlich noch nicht. Aber es wird keine großen Überraschungen geben. Ich muss schon meinem Metier treu bleiben.

BZ: Wir wünschen Ihnen gute Besserung!

Montag, 20. Juli 2009

Interview über die Heimat

Platzhirsch: "Herr Seitlinger, sind Sie stolz auf Ihre Heimat?"
Seitlinger: Nun, wissen Sie, diese Frage ist ja überaus modern. Meistens wird sie dahingehend beantwortet, dass der Befragte in einem Kauderwelsch zu erklären versucht, dass er "natürlich Heimatgefühle" habe, man es aber damit nicht zu übertreiben braucht, und dass die Heimatliebe dort anfängt, wo sie in Ignoranz gegen das Andere und Fremde ausschlägt. Diese Litanei will ich Ihnen gerne ersparen und sage daher: nein, ich bin nicht stolz darauf.

Platzhirsch: "Ihr letztes Buch sorgte für einen Skandal. Unter anderem wurden Sie als 'Nestbeschmutzer' beschimpft. Stört Sie so etwas?"
Seitlinger: Na hören Sie mal, natürlich ärgert einen das. Zu sagen, das stört mich überhaupt nicht, ist erst recht ignorant, und Leute, die auf Beschimpfungen mit einem verbalen Achselzucken reagieren, machen das ja nur deswegen, um die Beschimpfer erst recht wütend zu machen. Das kann nicht mein Anliegen sein. Den sogenannten Skandal verfolge ich ja mit genausoviel Sorge wie Genugtuung.

Platzhirsch: "Könnten Sie das genauer erklären?"
Seitlinger: Das habe ich mir jetzt gedacht, dass Sie das genauer wissen möchten. Sehen Sie, es ist ja so: Nicht die Kritik an der Heimat ist es, welche die Leute stört. Es ist das Öffentliche. Die öffentliche Kritik stört die Menschen, das wollen sie nicht. Glauben Sie mir, ich liebe meine Heimat, zweifellos. Aber diese Liebe zu ihr hat sich erst während jener Zeit entwickelt, da ich von zu Hause fort war. Freilich wird der Blick geschärft, wenn man dann wieder heim kommt und es fallen einem Sachen auf, die man vorher gar nicht bemerkt hat, jetzt aber grauenvoll findet. Und wieder andere Dinge, die vorher schon grauenvoll waren, sind es jetzt noch mehr oder nicht mehr. Trotzdem stellt sich die ehrliche Liebe zur Heimat nur durch den Abstand zu ihr ein, durch das Andere, das Draußen und das Ferne, wie immer man es nennen will. Ich nenne das einen gesunden Blick auf die Heimat entwickeln. Das habe ich gelernt.

Platzhirsch: "Durch Ihren Aufenthalt im Ausland stieg also die Liebe zur Heimat, gleichzeitig aber auch die Ablehnung?"
Seitlinger: Nicht die Ablehnung, nur der kritische Blick hat sich gefestigt. Heimat ist ja nicht nur schlecht. Aber auch nicht nur gut. Das wäre ja beides nicht nur armselig, sondern auch recht langweilig.

Platzhirsch: "Wie meinen Sie das mit der Öffentlichkeit nun?"
Seitlinger: Ja, genau, die Öffentlichkeit. Also es ist doch so, dass selbst die heimatverliebtesten Leute auf der Welt oft dabei erwischt werden, wie sie implizit auf die Heimat schimpfen, wenn sie sich über die anderen Leute in ihrem Dorf oder in ihrer Stadt aufregen und meinen, das wäre wieder einmal typisch, etc. Auch das ist eine Form der Kritik und sie ist berechtigt. Aber sie ist unreflektiert, denn sobald jemand öffentlich sagt "Die Leute in X sind so und so", dann wird er Nestbeschmutzer genannt, wenn er selbst aus dem Dorf X kommt. In dieser Situation fühlen sich die Leute ja nur ertappt und es ist ihnen unangenehm, öffentlich mit Ihrer Hybris konfrontiert zu werden.

Platzhirsch: "Wie gehen Sie mit den Anfeindungen um?"
Seitlinger: Zuerst einmal gar nicht. Bzw. ja, ich umgehe sie. Sehen Sie, ich weiß ja, wie Kritik manchen Menschen sehr weh tun kann. Man sieht das ja oft, wenn etwas, das einem Menschen lieb ist, kritisiert wird und dann der Mensch verletzt ist, obwohl die Kritik vielleicht richtig war. Es geht da um die emotionale Bindung an rationale Konzepte.

Platzhirsch: "Bitte etwas einfacher!"
Seitlinger: Äh, ja. Also zum Beispiel, wenn einem Bauern sein Traktor so gefällt, er ihm ans Herz gewachsen ist, und es kommt ein anderer Bauer daher, der ihm dann erklärt, dass sein Traktor nicht nur alt sondern auch uneffektiv und böse für die Umwelt etc. ist. Da ist der Bauer dann beleidigt, weil jemand seinen Traktor kritisiert, obwohl der andere möglicherweise Recht hat.

Platzhirsch: "Und wie geht das jetzt mit der Heimat zusammen?"
Seitlinger: Bei der Heimat ist es etwas komplizierter. Da muss man einerseits vorsichtig sein, weil die Leute da empfindlich reagieren, andererseits muss man am aller deutlichsten sein, gerade wenn es um den Heimatbegriff geht. Da werden viele Menschen schnell verletzt sein, empört und gekränkt. Man muss aber über die Heimat schon einen offenen Diskurs pflegen, man darf das ganze nicht so ernst sehen. Wie beim Brauchtum: das soll man ja auch genießen, das darf nie zu einem dogmatischen Zwang werden, sonst bedrückt es nur und engt ein.

Platzhirsch: "Herr Seitlinger, versuchen Sie doch bitte, auf den Punkt zu kommen!"
Seitlinger: Das Verhältnis der Menschen zur Heimat ist zu emotional. Das funktioniert in einer modernen Welt nicht mehr. Für Jugendliche ist es normal, Freunde in aller Herren Länder zu haben, Fan einer englischen Fußball- oder einer amerikanischen Eishockeymannschaft zu sein. Das war früher undenkbar, weil informationstechnisch schwierig bis unmöglich. Heimat, das ist heutzutage nicht mehr nur das Dorf, die Region oder das Bundesland. Eine Heimat-Identität generiert sich nicht mehr nur über das engste und weitere soziale Umfeld, sondern mehr noch über die Medien. Das wissen Sie als Regionalmagazin doch am besten (lacht).

Platzhirsch: "Wieso lachen sie?"
Seitlinger: Ich habe gerade an einen Witz denken müssen, Entschuldigung.

Platzhirsch: "Fühlen Sie sich als Österreicher?"
Seitlinger: Aber ja. Ich bin Österreicher und fühle mich auch so. Aber deswegen muss ich ja nicht aufhören, das jederzeit hinterfragen zu können. Ich muss mich fragen können, was mich zum Österreicher macht, oder was ganz unösterreichisch an mir ist. Vielleicht habe ich ja viel Italienisches oder Russisches im Gemüt und weiß noch gar nichts davon. Das ist doch spannend, so etwas herauszufinden.

Platzhirsch: "Was halten Sie von der FPÖ?"
Seitlinger: Ich bitte Sie, diese Frage ist ja jetzt wirklich redundant.

Platzhirsch: "Reduwas?"
Seitlinger: Redundant. Egal... Die FPÖ erfreut sich ja gerade jener Menschen, die ein unhinterfragtes Heimatgefühl haben und dieses zelebrieren wollen. Natürlich gilt das nicht für alle FPÖ-Wähler, aber doch für einen anständigen (sic!) Teil. Da wird jedenfalls ein Heimatbegriff gepflegt, der in seiner Ganzheit mit totalitärem Traditionalismus verwechselt wird, der einen Exklusivitätsanspruch erhebt. Dass so etwas rückwärtsgewandt ist, erkennt man glaub ich auch, ohne dass man auf nazistische Tendenzen mancher Mitglieder aufmerksam machen muss.

Platzhirsch: "Herr Seitlinger, jetzt werden sie aber schon ein bisserl kompliziert. Mögen Sie Katzen?"
Seitlinger: Ja, wieso?

Platzhirsch: "Sehen Sie, sogar diese Frage können sie nicht unhinterfragt beantworten. Letzte Frage: Sind Sie glücklich?"
Seitlinger: Absolut.

Samstag, 11. Juli 2009

Kleiner Wortschatz der Avantgarde

Blödsinn, dummes Zeug, Firlefanz, Gewäsch, Humbug, Kappes, Käse, Kokolores, Mumpitz, Nonsens, Pipifax, Quark, Quatsch, Schmarrn, Schwachfug, Schwachsinn, Stuss, Tinnef, Unfug, Unsinn

Bagatelle, Belanglosigkeit, Kinkerlitzchen, Kleinigkeit, Kleinkram, Lappalie, Marginalie, Pillepalle, Pipifax, Unwichtigkeit

Donnerstag, 2. Juli 2009

Wenn die m's mit den n's und u's...

Gefährlich nahe liegt das n neben dem m auf der Tastatur. Lieber nimmt man zwischen beiden den Umweg über das u.

So wie in dem Wort Programmnummern, wo dies nur leidlich gelingen will. Trotdem zeigt sich dort das Schöne: Programmnummern.

Wenn die m's, die u's und n's im Wort Programmnummern aneinanderstoßen, wenn das n als halbes m und umgekehrtes u sich zwischen die beiden schiebt und gleichsam als Trennwand das u, wie zum Ausgleich, das n vorm nächsten m bewahrt, dann ist das wie ein anderes Mississippi.

Dienstag, 30. Juni 2009

Truman Capote

A young man epensively but perversely dressed

(Summer Crossing)

Klischees

Ein rauchender Wissenschaftler am Nachtfenster
Ein Philosoph, der nach der Wahrheit fragt
Dampfende Gullis
Kinobesuche

Ein überquellender Aschenbecher im Wirtshaus
ein Schiedsrichter, der bedroht wird
Zerbrochene Blumen
Ausländer

Ein Schriftsteller über einem leeren Blatt Papier
Schreiende Kinder, die irgendwann weinen
Verpasste Straßenbahnen
Schwimmbäder

Ein Plüschbär an einer Mädchenschultasche
Eine Katze, die sich im Baum verirrt hat
Leere Zeitungsständer
Rosenverkäufer

Falsch zitierte Werkausgaben in einer Seminararbeit
Bierflaschen, die leer am Boden stehen
Hochgeklappte Mantelkrägen
Wettcafés

Ein Gitarrenspieler vor einem Jungfrauenfenster
Ein Wäscheständer, auf dem Frauenslips hängen
Überwässerte Topfpflanzen
Sternschnuppen

Laute Stimmen in einer entlegenen Gasse
Zerschmissenes Geschirr vor einem griechischen Lokal
Schlecht gezapftes Bier bei einem Zeltfest
Ungleich lange Einkaufswagenschlangen vor dem Supermarkt

Braune Lederschuhe, die viel von der Welt gesehen haben
Ein Notebook, dessen Batterie zu schnell leer ist
Ein Weblog, in dem nichts mehr geschrieben wird
Ein Nagetierkalender, auf dem immer Dezember ist

Geknickte Buchrücken
Gefaltete Telefonzettel
Gerissene Saiten
Eingemachte Früchte

Telefonzellen
Trauerweiden
Knabentoiletten
Blasmusikkonzerte

Donnerstag, 18. Juni 2009

Hans-Ulrich Treichel - Erster Frühlingstag (1994)

Die kürzeste Verbindung zwischen
zwei Hustenanfällen: ein Lungenzug
auf dem Balkon. Es ist so still
an diesem Morgen, die Antennen funkeln,
die Satellitenschüsseln leuchten,
der Nachbar lauscht seinen Geranien.
Ich schwanke noch zwischen Sehnsucht
und Schlaf. Über dem Dachfirst kreist
eine Krähe. "Aasfresser" ruf ich zum
Himmel hinauf. Heute ist Frühling,
und mich kriegst du nicht.

Freitag, 12. Juni 2009

Freitag abend

Gerade habe ich das beste Bier meines Lebens getrunken und über eine Idee von Liebe nachgedacht und doch sitze ich immer noch in Unterhosen und einem offenem Hemd im Bürostuhl, wie ein schlecht gebuchter Privatdetektiv.

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Zuletzt aktualisiert: 28. Apr, 13:50

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