Ausbildung zum Insekt
Nach unruhigen Träumen stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Kafka-Lektüre auf den Nachmittag zu verlegen ist und nicht mehr kurz vorm Einschlafen passieren sollte. Dabei war es gestern Hildesheimer, der mich irreführte und vermuten ließ, ich lese Kafka, wobei er doch ausdrücklich darauf hinwies, kein Kafka-Buch schreiben zu wollen. Scheint so zu sein, wie die Sache mit dem rosaroten Elefanten, an den man möglichst nicht denken sollte. Die spontane Anwesenheit des Abzuweisenden, eine eidetische Abstraktion des psychopathologischen Mummenschanz. Alles Quatsch.
Dabei erlebte ich im Schlaf eine „Ausbildung zum Insekt“. Durchaus ein Titel, der mich jetzt, nachdem ich diese Ausbildung durchlaufen habe, wiederum an Kafka oder Hildesheimer denken lässt und vielleicht auch ein wenig an die Versuche Martin Walsers, grotesk zu sein. Walser, von dem ich gestern eine Kurzgeschichte angefangen, aber nicht zu Ende gelesen habe. Auch mein Traum endete kurz vor seinem Höhepunkt, dem Verzehr einer übergroßen Spinne durch mich, der ich die Ausbildung zum Insekt bis zu diesem Punkt, zwar mit Ekel aber durchaus mit Bravour hinter mich gebracht hatte. Es musste sich bei mir um ein Fluginsekt gehandelt haben, das im Zuge seiner Ausbildung durch einen Tunnel, wie auf einem Flieband, gefahren wurde. Ich lag meist auf dem Rücken, oft auch auf dem Bauch, bekam eine Einführung in verschiedene andere Insektenarten, musste Würmer mit Skorpionstacheln vom Boden picken, an welchen ich teilweise vorbei-, teilweise durchgezogen wurde, stets darauf achtend, allen Kontakt mit ihnen zu meiden, was auf Kosten meiner Versuche ging, sie mit dem Stachel zu erwischen.
Dann stellte sich mir ein tatsächliches Skorpion entgegen und auch sonst wurden die Anwesenden Insekten exotischer. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass mir auch die Begegnung mit diversen Spinnentieren nicht erspart bleiben würde. Dass diese keine Insekten sind, störte den Regisseur meines Traumes wenig. So kam es, dass gegen Ende der Fahrt durch den Tunnel die Stimme, die mir während meiner Ausbildung wie als Lehrer die Namen und Funktionsweisen verschiedener Insekten erklärt hatte, ankündigte, ich befände mich am Ende meiner Ausbildung und sei bereit für die Abschlussprüfung. Diese bestünde im Verzehr einer großen Spinne, einer Spinne, gerade groß genug um mich satt zu machen und daher besonders für meine Insektenart geeignet. Am Ende des Tunnels fand ich viele Spinnen vor, die nicht den Eindruck erweckten, sich von mir bereitwillig aufessen lassen zu wollen und so kam mir bald der Gedanke, dass es sich hier um ein Missverständnis handeln müsse. Denn trotz meines, während meiner Ausbildung angesammelten, Wissens, durchfuhr mich die schreckliche Erkenntnis, dass nicht ich es war, dem es oblag, die Spinnen zu verspeisen, sondern dass es, ganz im Gegenteil, ja Aufgabe der Spinnen war, diverse Fluginsekten in ihren Fallen zu fangen und auszusaugen. Es musste sich also entweder um ein Missverständnis handeln, oder aber ich war einem üblen Scherz aufgesessen, der zum Ziel hatte, mich, nach einer vorgeblichen Ausbildung zum Insekt, am Ende doch nur einer hungrigen Spinnenmeute auszusetzen. Doch trotz meiner Angst, die ich am Ausgang des Tunnels verspürte, versuchte ich, mich pflichtgemäß auf eine der vielen Spinnen zu stürzen. Meine Flügel waren noch lahm und auch die Bewegung meiner übrigen Glieder machte mir noch die größten Probleme. Auch war es die Panik angesichts der Vielzahl an Spinnen, die mich veranlasste, mich blindlings auf die erste, mir näherkommende Spinne zu stürzen, noch bevor ich die Gelegenheit hatte, ihre Größe abzuschätzen und so, gemäß meiner Ausbildung, meine Beute nach den relevanten Krterien auszuwählen. Freilich erwischte ich mit der Spinne rechts neben dem Tunnelausgang ein zu großes Exemplar. Soweit ich mich erinnern kann, gab es allerdings auch keine Spinne, die angesichts meines geschwächten Zustandes als Beute angemessen schien. Alle waren sie zu groß, zu schnell, zu schwarz und haarig. So kam es also, dass sich die von mir ausgewählte Spinne auf mich stürzte, statt ich mich auf sie, was von der Stimme meines Instruktors mit einem höhnischen Lachen begleitet wurde. Zwar fühlte ich im Moment des Kontakts mit dem Feind eine ungeheure Kraft in mir wachsen, sodass ich kurz dachte, einen möglichen längeren Kampf doch für mich entscheiden zu können, doch war es ein scharfes „Nein!“, das mir das Traumbild zerfuhr und mich aus dem Schlaf riss. Eine bewusste Entscheidung gegen den Ekel, der mir so ein Kampf beschieden hätte, eine Rettung in letzter Sekunde vielleicht.
So endete meine Ausbildung zum Insekt ohne Diplom, ohne Abschlusszeugnis. Kein summa cum laude, kein Festmahl aus Blütenstaub, kein Dasein als fertig ausgebildetes Fluginsekt. Was blieb ist die Erkenntnis, dass ich weit davon entfernt bin, meine Spinnenphobie zu überwinden und dass, wie schon gesagt, die Kafkalektüre und überhaupt alle Lektüre, die irgendwas mit Kafka zu tun haben könnte (also auch Hildesheimer und Walser), auf den Nachmittag zu verlegen ist.
Dabei erlebte ich im Schlaf eine „Ausbildung zum Insekt“. Durchaus ein Titel, der mich jetzt, nachdem ich diese Ausbildung durchlaufen habe, wiederum an Kafka oder Hildesheimer denken lässt und vielleicht auch ein wenig an die Versuche Martin Walsers, grotesk zu sein. Walser, von dem ich gestern eine Kurzgeschichte angefangen, aber nicht zu Ende gelesen habe. Auch mein Traum endete kurz vor seinem Höhepunkt, dem Verzehr einer übergroßen Spinne durch mich, der ich die Ausbildung zum Insekt bis zu diesem Punkt, zwar mit Ekel aber durchaus mit Bravour hinter mich gebracht hatte. Es musste sich bei mir um ein Fluginsekt gehandelt haben, das im Zuge seiner Ausbildung durch einen Tunnel, wie auf einem Flieband, gefahren wurde. Ich lag meist auf dem Rücken, oft auch auf dem Bauch, bekam eine Einführung in verschiedene andere Insektenarten, musste Würmer mit Skorpionstacheln vom Boden picken, an welchen ich teilweise vorbei-, teilweise durchgezogen wurde, stets darauf achtend, allen Kontakt mit ihnen zu meiden, was auf Kosten meiner Versuche ging, sie mit dem Stachel zu erwischen.
Dann stellte sich mir ein tatsächliches Skorpion entgegen und auch sonst wurden die Anwesenden Insekten exotischer. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass mir auch die Begegnung mit diversen Spinnentieren nicht erspart bleiben würde. Dass diese keine Insekten sind, störte den Regisseur meines Traumes wenig. So kam es, dass gegen Ende der Fahrt durch den Tunnel die Stimme, die mir während meiner Ausbildung wie als Lehrer die Namen und Funktionsweisen verschiedener Insekten erklärt hatte, ankündigte, ich befände mich am Ende meiner Ausbildung und sei bereit für die Abschlussprüfung. Diese bestünde im Verzehr einer großen Spinne, einer Spinne, gerade groß genug um mich satt zu machen und daher besonders für meine Insektenart geeignet. Am Ende des Tunnels fand ich viele Spinnen vor, die nicht den Eindruck erweckten, sich von mir bereitwillig aufessen lassen zu wollen und so kam mir bald der Gedanke, dass es sich hier um ein Missverständnis handeln müsse. Denn trotz meines, während meiner Ausbildung angesammelten, Wissens, durchfuhr mich die schreckliche Erkenntnis, dass nicht ich es war, dem es oblag, die Spinnen zu verspeisen, sondern dass es, ganz im Gegenteil, ja Aufgabe der Spinnen war, diverse Fluginsekten in ihren Fallen zu fangen und auszusaugen. Es musste sich also entweder um ein Missverständnis handeln, oder aber ich war einem üblen Scherz aufgesessen, der zum Ziel hatte, mich, nach einer vorgeblichen Ausbildung zum Insekt, am Ende doch nur einer hungrigen Spinnenmeute auszusetzen. Doch trotz meiner Angst, die ich am Ausgang des Tunnels verspürte, versuchte ich, mich pflichtgemäß auf eine der vielen Spinnen zu stürzen. Meine Flügel waren noch lahm und auch die Bewegung meiner übrigen Glieder machte mir noch die größten Probleme. Auch war es die Panik angesichts der Vielzahl an Spinnen, die mich veranlasste, mich blindlings auf die erste, mir näherkommende Spinne zu stürzen, noch bevor ich die Gelegenheit hatte, ihre Größe abzuschätzen und so, gemäß meiner Ausbildung, meine Beute nach den relevanten Krterien auszuwählen. Freilich erwischte ich mit der Spinne rechts neben dem Tunnelausgang ein zu großes Exemplar. Soweit ich mich erinnern kann, gab es allerdings auch keine Spinne, die angesichts meines geschwächten Zustandes als Beute angemessen schien. Alle waren sie zu groß, zu schnell, zu schwarz und haarig. So kam es also, dass sich die von mir ausgewählte Spinne auf mich stürzte, statt ich mich auf sie, was von der Stimme meines Instruktors mit einem höhnischen Lachen begleitet wurde. Zwar fühlte ich im Moment des Kontakts mit dem Feind eine ungeheure Kraft in mir wachsen, sodass ich kurz dachte, einen möglichen längeren Kampf doch für mich entscheiden zu können, doch war es ein scharfes „Nein!“, das mir das Traumbild zerfuhr und mich aus dem Schlaf riss. Eine bewusste Entscheidung gegen den Ekel, der mir so ein Kampf beschieden hätte, eine Rettung in letzter Sekunde vielleicht.
So endete meine Ausbildung zum Insekt ohne Diplom, ohne Abschlusszeugnis. Kein summa cum laude, kein Festmahl aus Blütenstaub, kein Dasein als fertig ausgebildetes Fluginsekt. Was blieb ist die Erkenntnis, dass ich weit davon entfernt bin, meine Spinnenphobie zu überwinden und dass, wie schon gesagt, die Kafkalektüre und überhaupt alle Lektüre, die irgendwas mit Kafka zu tun haben könnte (also auch Hildesheimer und Walser), auf den Nachmittag zu verlegen ist.
Hrabanus - 22. Mai, 08:35
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