Paris, Paris
Meine eingehende Beschäftigung mit der Französischen Revolution im Vorfeld meiner Parisreise ließ mich in der Stadt der Liebe natürlich vor der Geschichtsträchtigkeit der Plätze und Gebäude erzittern. In der Tat hat man von Paris nur die Hälfte gesehen, wenn man nichts über die Stadt weiß, was allerdings für die meisten europäischen Städte gilt. Die Frage, ob das überhaupt noch relevant wäre, stellt sich mir gar nicht, denn ich verweise auf die Evidenz des Gefühls, das einen beschleicht, wenn man durch die Stadt wandert und die Sehenswürdigkeiten (des Sehens würdig ist so ziemlich alles) bewundert.
Das Schlendern und Flanieren müssen die Franzosen erfunden haben. Denn tatsächlich ist es kein Gehen, wie man sich dort fortbewegt; das Gehen ist in Paris Vergewaltigung des Trottoirs, eine Beleidigung der Boulevards und eine Missachtung der Schönheit in den Jardins. Der Jardin du Luxembourg hat mich zum Beispiel sehr beeindruckt. Eine seltsame Mischung aus pompöser Schönheit (die Weite, die Größe) mit dem lebensweltlichen Laissez-faire der dort sitzenden Citoyens macht seinen Reiz aus. Interressant, dass es dort keine festsitzenden Bänke gibt, sondern viele frei bewegliche Stühle, die man sich prinzipiell hinstellen kann wie man will, beschränkt nur durch die Vorgabe, dass sie am Wegrand stehen sollen und nicht etwa mitten drin. Eigentlich eine simple Sache, aber die Möglichkeiten, die sich bieten sind entscheidend: Sitz mitteinander im Kreis statt nebeneinander auf der Bank, mach deinen Kreis so groß wie du willst, und folge mit deinem Stuhl der Sonne. Ich finde das herrlich.
Und dann der Rasen: ein English lawn ist nix dagegen. Betreten ist natürlich verboten, aber nicht ausnahmslos. In größeren Parks gibt es eigene Rasenflächen, wo man sich hinsetzen darf und soll, dafür sind andere eben gesperrt. Damit eröffnete sich uns die wunderbare Möglichkeit am Marsfeld vor dem Eiffelturm bei Nacht uns im Gras niederzulassen, dort Wein zu trinken und Käse zu essen, während vor uns der Eiffelturm leuchtete und glitzerte: unvergessen!
Ja, der Eiffelturm. Ich dachte ja anfangs, "mein Gott, das is ja auch nur ein Gerüst für Touristen, eine sogenannte Sehenswürdigkeit, ein Schrein für Gaffer und Stauner". Aber tatsächlich übte er auch auf mich eine seltsame Faszination aus. Vielleicht gerade deshalb, weil es in Paris sehr wenige Hochhäuser gibt, und der Eiffelturm damit Paris' höchstes Gebäude ist. Eigentlich ein Relikt der Moderne, steht der Eiffelturm für das Europa des Fin de siècle und ist in Zeiten wie diesen eine angenehme Erinnerung an eine Belle Epoque, an die momentan niemand so richtig zu glauben scheint.
Montmartre, dieses kleine hügelige Dorf mit der eindrucksvollen Kirche Sacre Coeur, ist zwar touristisch ganz schön überlaufen, aber man findet trotzdem immer wieder kleine Gässchen, die einen vergessen lassen, dass man sich in einer europäischen Hauptstadt befindet. Der Blick über die Stadt ist zum Weinen schön, und man ahnt warum sich hier lange Zeit das Künstlerviertel befand.
Dass Paris eine Stadt der Kunst ist, ergibt sich von selbst. Wer hier ist, muss dichten, muss malen oder singen, anders hält man es gar nicht aus. Auch wir sangen in nächtlichen Stunden bei unserem Spaziergang über die Champs Élysée, ja und ich schrieb ein Gedicht für Heinrich Heine, das ich ihm auf seinem Grab überlassen habe.
Die Franzosen sind freundlicher als gedacht. Das alte Vorurteil, sie wären arrogant und unfreundlich stimmt schlicht und ergreifend nicht. Sie sind offener und freundlicher als ich es in Österreich je erlebt hätte, sie sind hilfsbereit und interessiert. Mittlerweile ist die Stadt so divers, dass die Bürger den Begriff der französischen Weltstadt wohl zugunsten einer internationalen Metropole aufgegeben haben. Somit ist Paris natürlich so wenig französisch wie London englisch ist. Aber wenn die Stadt auch ein buntgemischter Salat ist, dessen Zutaten aus aller Welt kommen, so ist doch das Dressing französisch: es schmiert und schmeckt.
Als Österreicher muss man jedoch seinen Habitus schon aus finanziellen Gründen ändern. Das Bier in der Kneipe fängt bei 4 Euro an (Happy Hour) und kostet mancherorts fast 9 Euro. Da setzt man sich doch lieber mit einem billigen (aber sehr guten) Wein aus dem Supermarkt auf das Marsfeld und schaut dem Eiffelturm beim Leuchten zu.
Das Schlendern und Flanieren müssen die Franzosen erfunden haben. Denn tatsächlich ist es kein Gehen, wie man sich dort fortbewegt; das Gehen ist in Paris Vergewaltigung des Trottoirs, eine Beleidigung der Boulevards und eine Missachtung der Schönheit in den Jardins. Der Jardin du Luxembourg hat mich zum Beispiel sehr beeindruckt. Eine seltsame Mischung aus pompöser Schönheit (die Weite, die Größe) mit dem lebensweltlichen Laissez-faire der dort sitzenden Citoyens macht seinen Reiz aus. Interressant, dass es dort keine festsitzenden Bänke gibt, sondern viele frei bewegliche Stühle, die man sich prinzipiell hinstellen kann wie man will, beschränkt nur durch die Vorgabe, dass sie am Wegrand stehen sollen und nicht etwa mitten drin. Eigentlich eine simple Sache, aber die Möglichkeiten, die sich bieten sind entscheidend: Sitz mitteinander im Kreis statt nebeneinander auf der Bank, mach deinen Kreis so groß wie du willst, und folge mit deinem Stuhl der Sonne. Ich finde das herrlich.
Und dann der Rasen: ein English lawn ist nix dagegen. Betreten ist natürlich verboten, aber nicht ausnahmslos. In größeren Parks gibt es eigene Rasenflächen, wo man sich hinsetzen darf und soll, dafür sind andere eben gesperrt. Damit eröffnete sich uns die wunderbare Möglichkeit am Marsfeld vor dem Eiffelturm bei Nacht uns im Gras niederzulassen, dort Wein zu trinken und Käse zu essen, während vor uns der Eiffelturm leuchtete und glitzerte: unvergessen!
Ja, der Eiffelturm. Ich dachte ja anfangs, "mein Gott, das is ja auch nur ein Gerüst für Touristen, eine sogenannte Sehenswürdigkeit, ein Schrein für Gaffer und Stauner". Aber tatsächlich übte er auch auf mich eine seltsame Faszination aus. Vielleicht gerade deshalb, weil es in Paris sehr wenige Hochhäuser gibt, und der Eiffelturm damit Paris' höchstes Gebäude ist. Eigentlich ein Relikt der Moderne, steht der Eiffelturm für das Europa des Fin de siècle und ist in Zeiten wie diesen eine angenehme Erinnerung an eine Belle Epoque, an die momentan niemand so richtig zu glauben scheint.
Montmartre, dieses kleine hügelige Dorf mit der eindrucksvollen Kirche Sacre Coeur, ist zwar touristisch ganz schön überlaufen, aber man findet trotzdem immer wieder kleine Gässchen, die einen vergessen lassen, dass man sich in einer europäischen Hauptstadt befindet. Der Blick über die Stadt ist zum Weinen schön, und man ahnt warum sich hier lange Zeit das Künstlerviertel befand.
Dass Paris eine Stadt der Kunst ist, ergibt sich von selbst. Wer hier ist, muss dichten, muss malen oder singen, anders hält man es gar nicht aus. Auch wir sangen in nächtlichen Stunden bei unserem Spaziergang über die Champs Élysée, ja und ich schrieb ein Gedicht für Heinrich Heine, das ich ihm auf seinem Grab überlassen habe.
Die Franzosen sind freundlicher als gedacht. Das alte Vorurteil, sie wären arrogant und unfreundlich stimmt schlicht und ergreifend nicht. Sie sind offener und freundlicher als ich es in Österreich je erlebt hätte, sie sind hilfsbereit und interessiert. Mittlerweile ist die Stadt so divers, dass die Bürger den Begriff der französischen Weltstadt wohl zugunsten einer internationalen Metropole aufgegeben haben. Somit ist Paris natürlich so wenig französisch wie London englisch ist. Aber wenn die Stadt auch ein buntgemischter Salat ist, dessen Zutaten aus aller Welt kommen, so ist doch das Dressing französisch: es schmiert und schmeckt.
Als Österreicher muss man jedoch seinen Habitus schon aus finanziellen Gründen ändern. Das Bier in der Kneipe fängt bei 4 Euro an (Happy Hour) und kostet mancherorts fast 9 Euro. Da setzt man sich doch lieber mit einem billigen (aber sehr guten) Wein aus dem Supermarkt auf das Marsfeld und schaut dem Eiffelturm beim Leuchten zu.
Hrabanus - 24. Mai, 13:44
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