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Donnerstag, 5. Juni 2008

Die Frage nach dem Fanartikel

Ich habe ein Problem: Am Sonntag geh ich zum ersten EM-Spiel der Österreicher gegen Kroatien, und ich habe weder ein Trikot noch einen Schal und schon gar keinen Hut, um mich für das Stadion zu verkleiden. Ich hätte auch gar keine Ambition, wenn ich mich nicht irgendjemandem gegenüber verpflichtet fühlte. Wem aber? Der Nationalmannschaft? Josef Hickersberger? Gar meinem Heimatland?
Wahrscheinlich mir gegenüber, denn irgendwas sagt mir: Willst du dann der einzige sein, der nicht kostümiert ist? Das ist wie beim Fasching, wenn man fortgeht und weil sich doch alle verkleidet haben, man sich im letzten Moment zumindest noch einen Schnauzbart aufmalt, der dann im Laufe des Abends verwischen wird. Wie aber jetzt beim Fußballspiel tun? Fest steht, dass ich mich nicht mit einer Kopfbedeckung bekleiden werde, und auch für die Bein- und Fußpartie ist nichts vorgesehen. Das heißt es blieben die Möglichkeiten T-Shirt oder Schal.

T-Shirt, das. auch: Leiberl, im Sport auch Trikot oder Dress. Hier stellt sich erstmal die Frage, ob man ein Trikot anziehen will oder einfach nur irgendein Shirt, das einen Österreichbezug herstellt (was es schon tut, wenn es nur rot ist). Dann gibt es auch Hybridleiberl, die eigentlich ein T-Shirt sind, aber ein Trikot repräsentieren. Eine Form, deren Träger verachtenswert sind, weils nicht Fisch und nicht Fleisch ist, und so halbherzige Sachen im Fan-Dasein nie goutiert werden. Ausnahme sind die sogenannten Retro-Shirts: Das sind ebensolche Hybridleiberl, die aber die Funktion erfüllen, ein Trikot zu repräsentieren, das wahrscheinlich in seiner urspr. Verarbeitung dem T-Shirt in Qualität nachstand. In diesem Fall ist es nicht ganz klar, ob man von "original" (ein wichtiger Terminus bei der Beschreibung der qualitativen Merkmale eines Trikots) sprechen kann, es ist auch nicht wichtig, denn der Begriff "retro" bezeichnet schon alles. Retro ist cool, ein bisschen subversiv, historisch pikant, nostalgiebehaftet, es ist also für jeden etwas dabei.
Das original-Trikot ist das jeweilige aktuelle Trikot der Mannschaft vom gleichen Hersteller und ist ab 60 Euro erhältlich. Das gibts jetzt ohne Rückennummer oder mit Rückennummer und Name. Der erste Fall ist ein wenig fad, steht aber für die Idee der Mannschaft und daher für die Mannschaft überhaupt. Problematisch ist es mit dem Tormann, der ja zur Mannschaft gehört, aber nie so ein Trikot anhat. Aber der Tormann ist ja laut Oli Kahn ohnehin ein Einzelsportler und nebenbei sowieso die Arme Sau, außer er ist richtig gut, und dann gibts auch Trikots mit seinem Namen drauf. Das Trikot mit Name und Nummer ist eher was für Kinder, die damit ihrem persönlichen Star oder gar ihrem Vorbild huldigen wollen. Ich bin leider schon in einem Alter, in dem viele der Spieler entweder jünger, gleich alt oder nur unwesentlich älter als ich sind, und ich würde mich mit einem solchen Leiberl ein bisschen lächerlich fühlen. Deswegen haben wir den Ivica Vastic dabei, damit es für Leute in meinem Alter zumindest ein Name-Nummern-Trikot gibt, das ich anziehen kann ohne mich schämen zu müssen, dass ich in meinem Alter immer noch studier und nicht schon in der Nationalmannschaft spiele.
Das ganz normale Leiberl gibts in ganz schlimm (mit Hicke-Hacke-Aufdruck und von Ö3), über mittelmäßig-intelligent (Aufdruck: "12ter Mann" oder "Linksaußen") bis sinnentleert und selbst beschriftet ("Dartverein Grinzing grüßt die österr. Nationalmannschaft"). Richtig gute Leiberl gibts gar nicht, es sei denn sie sind rot und sonst nichts.

Schal, der. Eigentlich ein Modeaccessoire, ein Kleidungsstück für den Winter oder ganz Empfindliche. Wie der Schal zum Fußball gekommen ist, würde mich interessieren. Jetzt jedenfalls ist er fixer Bestandteil der Fankultur. Hier gibt es auch verschiedene Ausführungen. Entweder ein Schal, auf dem einfach nur "Österreich" steht. Dieser ist klar in der Message und eignet sich besonders gut, um verkehrt zum Spielfeld gehalten werden zu können, damit es dann im Fernsehen so aussieht, als könnten die Fans nicht bis drei zählen oder hätten zu wenig vom alkoholfreien Stadionbier getrunken.
Dann gibts Anlassschals, z.B. "Euro 2008 - Österreich" oder auch für das jeweilige Spiel, etwa "Österreich - Kroatien 08.06.08" oder wie auch immer. Die haben den Vorteil, dass sie als Erinnerung dienen und während des Spiels so up-to-date sind, wie sie nur sein können. Vollkommen lächerlich aber macht sich ein Fan, der beim WM-Qualifikationsspiel mit einem solchen Anlassschal daherkommt. Da weiß man sofort: Der hat gespart. Und das ist schlecht. Und der wird sich nie wieder einen anderen Schal kaufen, weil er handelt nach dem Reduktionsprinzip: "Wieso? Ist doch immerhin ein Österreichschal" Da ist es ihm Wurscht, was sonst noch draufsteht. Komisch, an dem Tag, als er ihn gekauft hat, war es ihm anscheinend nicht wurscht.
Schals kann man sich auch um das Handgelenk binden und damit in der Luft kreisen. Gibt ein dynamisches Bild, wenns viele auf einmal machen, man kann den Schal nicht verlieren, und zu heiß wird es einem dabei auch nie. Dazu muss gar nichts auf dem Schal stehen, es reicht wenn er rot oder rot-weiß ist. In diesem Fall braucht es sich gar nicht um einen Fanschal zu handeln, es reicht ein flippiges Modell von H&M in den entsprechenden Farben, das auch nach der EM nichts an Aktualität einbüßt, und im nächsten Winter getragen werden kann. Nachteil: Diese Schals sind meistens sehr lang, denn sie müssen mindestens 5 mal um den Hals gewickelt werden können. Die Gefahr, dass man beim Fußballspiel mit dem Schal irgendwo hängen bleibt, dass er in ein Bier getunkt wird, oder gar abbrennt, ist sehr hoch.

Fazit: Ich habe weder Shirt noch Schal. Zumindest nicht von Österreich. Ich könnte Pluralismus und Geschichtsbewusstsein demonstrieren und mit meinem Niederlande-Trikot in den österreichischen Fansektor marschieren (die Niederlande waren immerhin auch mal österreichisch). Das würde zeigen wie offen die österreichischen Fans doch sind, widerspräche aber meiner Intention, möglichst nicht aufzufallen.
Ich denke ich entscheide mich für ein nüchternes rotes T-Shirt ohne Aufdruck (um nicht aufzufallen und auch nicht zu verärgern) und für einen Schal, den ich mir beim Billa kaufe, um den es dann auch nicht schade ist, wenn ich ihn verliere oder er verbrennt.

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